Kihon (jap.: 基本) – Bedeutung im Budo
Kihon
Kihon (jap.: 基本) ist die „Grundschule“ der atemi waza (Schlagen, Stoßen, Treten), das qìgōng des karate. Traditionell wird kihon als eine ganzheitliche, nach innen gerichtete Übungsmethode verstanden, die der psychophysischen Vervollkommnung des Menschen dient.
Betrachtet man die Geschichte der kata, stellt man fest, dass sie seit jeher mit zwei wichtigen Prinzipien verbunden ist. Sie entstand in der Frühzeit als Energetische Übung (kihon waza), veränderte sich jedoch später in Kämpferischen Verfahren (jiyū waza). Auch heute kann man beide Verfahren in ihrer Grundschule (kihon) wiederfinden.
- Kihon waza 基本技 – Der Begriff kihon waza zerlegt den Ablauf einer kata in einzelne Techniken und ermöglicht das Einzelstudium derselben unter dem Gesichtspunkt des qìgōng (Selbsterkenntnis, Persönlichkeitsbildung, Gesundheitstraining, Energielenkung, u. a.). Die Ausführung dieser Technik erfolgt wie in der kata und beabsichtigt das Verständnis der Form als „innere Methode“, um sie auf einem Weg (dō) zu studieren. Die Übung ist „Mittel zum Zweck“, sie hat keine direkt kämpferische Absicht und dient der Herausforderung an eigene innere Unebenheiten, dem Studium zur Selbstwerdung, der Reife und Entwicklung zur der eigenen Persönlichkeit. Hier übt man die Techniken mit einem Blick nach innen, ergründet sich dabei selbst und schafft optimale körperliche und geistige Voraussetzungen für die spätere Fähigkeit zum Kämpfen. Die Grundlage dafür ist im BSK die taikyoku nidan, auf deren Basis das kihon ippon kumite entwickelt wurde.
- Jiyū waza 自由技 – Der Begriff jiyū waza bezeichnet die Veränderung (henka) der Grundschultechniken (kihon waza) in Kampftechniken, in ein von Grundschulstandards befreites Verhalten in Zeit und Raum. Im Gegensatz zu kihon waza wird jiyū waza aus freier Deckung (kamae), freier Distanz (maai) und freier Bewegung (sabaki) ausgeführt. Nach der Ausführung der Technik zieht sich der Übende mit einer frei gewählten Bewegung in einen Sicherheitsabstand zurück. Im BSK ist die taikyoku sandan die Grundlagenübung zur Entwicklung von kämpferischen Techniken, die zuerst als jiyū ippon kumite mit einem Partner geübt werden.
Kōhai (Jap. 後輩) – Bedeutung im Budō
Kōhai (後輩)
Der kōhai (後輩) bezeichnet den „Jüngeren“, in der hierarchischen Gesellschaftsstruktur Japans. Ihm vor steht der senpai (der „Ältere“), der in allen Bereichen der japanischen Gesellschaft gegenüber dem kōhai eine Vorbild- und Verantwortungsfunktion hat. Dieses Prinzip durchzieht alle Künste, Technologien und Wissenschaften im japanischen Kulturkreis. Im budō regelt es die Beziehungen zwischen Älteren und Jüngeren, Fortgeschrittenen und Anfängern.
Etymologie und Bedeutung
Das Schriftzeichen kō (後) bedeutet „danach“, „hinter“, „später“, „Nachfahre“, hai (輩) bezeichnet einen Kollegen oder Kameraden. Die Kombination der beiden kanji bedeutet „jüngerer Kamerad“. In der jeweiligen Zusammensetzung des Schriftzeichens hai mit den Schriftzeichen kō-, dō- und sen- entstehen die Begriffe kō-hai (der Jüngere), dō-hai (der Gleichaltrige) und senpai (der Ältere). Sowohl in der japanischen Gesellschaft als auch in der Ausübung einer Kunst (gei, 芸) ist die Beziehung der „Jüngeren“ (kōhai) zu den „Gleichgraduierten“ (dōhai) und zu dem „Älteren“ (senpai) von entscheidender Bedeutung und regelt die Lern- und Lehrprozesse, wie auch die Etikette (sahō) des Umgangs untereinander. In der genannten Kombination bildet der Begriff hai eine entsprechende Dreiecksbeziehung:
HAI – Kamerad
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Allgemeines
Die Begriffe senpai (älterer Kamerad), dōhai (gleichaltriger Kamerad) und kōhai (jüngerer Kamerad) beziehen sich nicht nur auf das Lebensalter, sondern auch auf das Übungsalter innerhalb einer Kunst. Ausgangspunkt der Betrachtung ist dabei immer der eigene Fortschritt und die eigene Erfahrung. Schüler, die fortgeschrittener sind als man selbst, sind die senpai Mitübende, die über ungefähr denselben Erfahrungshorizont verfügen wie man selbst, werden als dōhai bezeichnet, während Schüler, denen man im Sinne des Weges voraus ist, kōhai genannt werden. Aber auch ohne gegenseitige Interessenbindung besteht in der japanischen Gesellschaft das Prinzip senpai / kōhai. Das Verhältnis kōhai / senpai durchzieht alle Gesellschaftsstrukturen Japans. Überall dort, wo sich zwei Menschen in gegenseitiger Abhängigkeit begegnen, gibt es einen Jüngeren (kōhai) und einen Älteren (senpai). Es zeigt sich in einer entsprechenden Verhaltensetikette (sahō) zueinander, durch die der Jüngere ermahnt wird, den Älteren zu respektieren. Auch dann, wenn der senpai für den kōhai nicht der unmittelbare Lehrer in einer Kunst ist, fordert die japanische Verhaltensetikette den bedingungslosen Respekt des kōhai vor dem senpai. Wann immer Menschen sich im gesellschaftlichen Alltag Japans begegnen, obliegt dem senpai stets die Verantwortung für die Handlungs- und Haltungsweisen des Jüngeren. Für schlechtes Benehmen eines Jüngeren fühlt sich der senpai verantwortlich und kann vor seinen Mitmenschen das Gesicht verlieren.
Kōhai im Budō
Entsprechend der japanischen Gesellschaftsstruktur entsteht in der Rangordnung (kyūdan) der Budō-Pyramide eine Schlüsselposition für den Älteren (senpai). In den Farbstufen der kyū ist er oft das Bindeglied zwischen dem Lehrer (sensei) und den Jüngeren (kōhai). Die kōhai folgen seinem Beispiel und lernen aus seinen Erfahrungen. Die Stufe der Jüngeren (kōhai) bildet im budō die Basis der Pyramide. Im Bereich der kyū erstreckt sie sich über die Graduierungen der (mudansha). Nur selten hat diese Stufe mit dem Meister direkt zu tun. Die Älteren (senpai) sind es, die sie unterrichten und an denen sich die Schüler (deshi) orientieren. Ihre Aufgabe ist es, durch den Kampf um die innere Haltung zu wachsen, eine Herausforderung mit sich selbst anzunehmen und durch Achtung eine gute Beziehung zu jenen zu schaffen, die sie lehren. Sie müssen sich in Bescheidenheit üben, Vertrauen entwickeln und lernen, sich selbst zu betrachten. Manchmal gibt es einen Widerspruch, wenn ältere Anfänger von jüngeren Fortgeschrittenen unterrichtet werden. In diesem Fall ist Fingerspitzengefühl im Umgang miteinander gefragt. Zu bemerken ist, dass senpai, kōhai und dōhai weder Titel noch Grade sind. Sie bestehen nur im Verhältnis zueinander. Gegenüber einem 3. kyū ist der 4.kyū ein kōhai, gegenüber dem 8. dan ist der 7.dan ein kōhai.
– In Arbeit –
Kata (Jap. 形 oder 型) – Bedeutung im Budō
Kata bezeichnet – rein technisch gesehen – die festgelegte Abfolge von Bewegungen, die einen stilisierten Kampf gegen imaginäre Gegner darstellt.
Übersetzt bedeutet Kata soviel wie „Gestalt“ oder „Form“.
In den Kampfkünsten dient die Kata vordergründig dem Grundverständnis und der Verfeinerung von Techniken, dem Konditionieren von Bewegung in (abgesprochenen) Situationen und der Gesunderhaltung des Körpers.
Die Bedeutung der Kata ragt jedoch weitüber den technischen oder sportlichen Apsekt hinaus.
Durch die ständige, unablässige Wiederholung formt und fördert sie eine gesunde (Geistes-) Haltung gegenüber der Technik (der Kampfkunst) und sich selbst.
Dabei ist jede Kata in sich geschlossen und enhält zum einen verschiedene Schwerpunkte innerhalb der betreffenden Kampfkunst (z.B. Atmung, Köperspannung) zum anderen bildet sie ein komplettes eigens Kampfsystem ab, welches wiederum je nach Ausführung variiert.
Beispeilsweise legt die Kata „Hangetsu“ den Schwerpunkt auf die Atmung und/oder Körperspannung.
Je nach Ausführung kann jedoch der eine oder andere Schwerpunkt überwiegen bzw. ein komplett neuer Aspekt gezeigt werden.
Die Hangetsu kann auch aus der eher ruhigen, konzentrierten in eine rein kämpferische Haltung übergehen.
Philosophisch (und historisch) gesehen ging mit der Kata auch eine Überlieferung einher:
Aus der Kriegskunst (Bujutsu) enstand allmählich die Kampfkunst (Budo), die nicht primär der auf Zerstörung ausleget ist.
So wurden beispielsweise Techniken aus dem Karate in die Pinan-Katas unter Sensei Itosu Anko (später Heian-Katas, unter Gichin Funakoshi) im Shotokan Karate zur Gesunderhaltung konzipiert und zusammengefasst.
Ebenfalls wurde die Kata früher auch als Methode zur Überlieferung ganzer Kampfkunst-Systeme genutzt, zu einer Zeit, in der nicht offen Kampfkünste ausgeübt werden durften.
Somit wurde die Lehre der verschiedenster Kampfkünste über mehrere Generationen hinweg überliefert und bewahrt.
Interesanterweise reicht die Definition und Anwendung der Kata weit über den Kampfkunst-Bereich hinaus.
Besonders in der japansichen Kultur ist „Kata“ allgegenwärtig.
Die Kata findet Anwendung in allen nur erdenklichen Methoden des täglichen Lebens:
- Die Abfolge des täglichen Essens kann eine Kata sein
- Kochen kann eine Kata sein
- Selbst die Abfolge beim Zähneputzen stellt eine Kata dar
Bekannter ist – gerade in der japanischen Kultur beispielsweise die Teezeremonie, die Kalligraphie oder Origami.
Alles ist eine bestimmte, wohl durchdachte Abfolge von Schritten, welche man höchste Aufmerksamkeit (Zanhsin) schenken sollte.
Die Quintessenz liegt hierbei in der Perfektion durch Wiederholung, die zwar nicht erreicht werden kann, aber das Streben danach immer der eigene Maßstab bilden solle, unabhängig davon was man gerade tut.